Es war einmal ein Comic-Zeichner, der mit seinen Illustrationen einige Achtungserfolge errang und relativ bekannt wurde. Dann wurde aus dem Comic-Zeichner ein Schriftsteller, aus den Achtungserfolgen wurden Bestseller und, obwohl er so gut wie nie in der Öffentlichkeit auftrat, aus dem Zeichner und Schriftsteller ein gefeierter Star. Doch dann brachte er sein erstes von der Kritik zerrissenes Buch auf den Markt … und da fing die Tragödie an.
Die aktuelle Episode dieser Tragödie trägt den Namen »Der Bücherdrache« und erschien am 25.03.2019 im Penguin Verlag. Auf 192 Seiten wird dem Leser wieder eine durch Walter Moers übersetzte Geschichte von Hildegunst von Mythenmetz, dem größten Schriftsteller des fiktiven Kontinents Zamoniens, präsentiert. Aber was heißt 192 Seiten? 12 Seiten davon sind Graphic Novel, 26 Seiten Leseprobe sowie Werbung am Ende. Dazu viele Zeichnungen (über die ich mich aber gar nicht beschweren will), so dass am Ende vielleicht etwas mehr als die Hälfte der Seiten die eigentliche Handlung bilden.
Worum geht es?
Wie fasst man einen Text zusammen, ohne zu viel zu verraten bei einem Buch das sich in 5 Sätzen zusammenfassen lässt? Leider ist das mit den 5 Sätzen auch nicht übertrieben, aber versuchen wir es mal.
Wie schon erwähnt beginnt das Buch als Graphic Novel, die gleichzeitig als Einleitung fungiert. Denn die Geschichte spielt in einem Traum in einem Traum und wird eigentlich von dem Buchling Hildegunst von Mythennetz erzählt, den man vielleicht noch aus dem Buch »Die Stadt der träumenden Bücher« kennt. Zur Erinnerung: Buchlinge sind einäugige tropfenförmige Wesen die ihr Leben dem Auswendiglernen aller Schriftstücke eines bestimmten Autoren widmen. In diesem Fall ist es also der Buchling der alle Bücher von Hildegunst von Mythennetz auswendig lernt. Praktischerweise wird er vom originalen Hildegunst immer Hildegunst Zwei genannt. Tja, und dieser erzählt im Traum innerhalb eines Traums dem originalen Hildegunst von seinem Abenteuer mit dem Bücherdrachen.
Habe ich geschrieben die Geschichte lässt sich in 5 Sätzen zusammenfassen? Ok … dann mal los, aber mit Spoiler-Tag. Lesen auf eigene Gefahr
Fazit
Walter Moers‘ »Der Bücherdrache« ist keine schlechte Geschichte. Sie ist gut geschrieben, die Zeichnungen sind wieder gewohnt detailreich und das Buch wurde hochwertig produziert. Leider fühlt sich der Inhalt lediglich wie eine aufgeblasene Kurzgeschichte an. Wäre das alles eine Episode innerhalb einer größeren Geschichte könnte man nichts dagegen sagen. Ebenfalls nicht, wenn sie innerhalb einer Kurzgeschichtensammlung erschienen wäre. In beiden Fällen natürlich etwas eingedampft, was in diesem Fall aber kein Problem wäre.
Als eigenständiges Buch versagt die Handlung komplett. Die Ein- und Ausleitung im Graphic-Novel-Stil sind schön gezeichnet und stimmig, allerdings auch vollkommen überflüssig. Niemand hätte das gebraucht. Warum musste Hildegunst auf Hildegunst Zwei treffen? Warum musste dieser die Geschichte erzählen? Warum erzählt er ihm die Geschichte innerhalb eines Traums in einem Traum? Warum hat er die Geschichte nicht aus dessen Sicht direkt als Abenteuer geschrieben? Ich liebe die Sprachverliebtheit mit der Walter Moers seine Bücher schreibt, doch in diesem Fall war ich von vielen Passagen eher gelangweilt.
Dazu muss man Moers in diesem Buch auch Faulheit unterstellen. Was soll man dazu sagen, wenn es im Text Fußnoten gibt und diese bestehen, wie im Falle der Erklärung des Knolfens, fast immer aus so was wie »A. d. Ü.: Siehe Die Stadt der Träumenden Bücher, S. 204.«? Ist dies eine wissenschaftlicher Arbeit in der auf Originalquellen verwiesen wird? Hätte man da nicht eine richtige Erklärung schreiben können? Einen Abschnitt aus Nachtigallers Lexikon zitieren? Irgendwas anderes?
Was soll man auch dazu sagen, wenn gut 10% des Buchs erneut aus eine Leseprobe für das nächste Zamonien-Buch besteht? Das war schon bei dem Vorgänger »Weihnachten auf der Lindwurmfeste« ein Witz. Immerhin besteht ein Drittel des Buchs nicht wieder aus Schaubildern und die Zeichnungen sind wirklich gut und folgen dem Geist der früheren Bücher, so dass es deutlich lesenswerter als sein Vorgänger ist.
Im jetzigen Moment der Erstausgabe bezahlt man für die Hardcover-Ausgabe 20,00€. Für ein Buch dessen Inhalt so spärlich ausfällt wäre die Hälfte eher angemessen. Betrachtet man den hochwertigen Eindruck der Ausgabe vielleicht noch 15,00€. Schaut man auf Vorgänger wie »Ensel und Krete« sind diese zwar auch nicht sehr lang, aber das sind immerhin noch vollwertige Geschichten.
Zum Abschluss muss ich leider konstatieren, dass Walter Moers mit diesem Buch nur einem einen Gefallen getan. Seinem Verlag. Leider.
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Buchinformationen
Autor | Walter Moers |
Titel | Der Bücherdrache |
Seiten | 192 |
Datum der Erstveröffentlichung | 25.03.2019 |
Verlag | Penguin Verlag |
ISBN-13 | 978-3-328-60064-0 |
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Herkunft | Geschenk |
Ich kann deine Kritik teilweise nachempfinden da es mir ähnlich ging, aber das Buch hat mich trotzdem gut unterhalten.
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