Über wenig sind sich Fussballfans so einig wie darüber, dass die Gehälter im Profifussball viel zu hoch sind. Gerade nach schlechten Spielen wird gerne über die „Scheiß Millionäre“ geschimpft, die keine Leistung bringen und sich auf ihrem Geld ausruhen. Nutzen wir den heutigen letzten Spieltag der Fussballbundesligasaion 2016/2017 um der Frage nachzugehen, ob die Gehälter im Profifussball wirklich so abstrus hoch und ob die Spieler diese wirklich wert sind.
Regelmässig hört man von Spitzenspielern die alleine durch ihr eigentliches Gehalt und Prämien pro Jahr zweistellige Millionenbeträge verdienen. Gleichzeitig regen sich jede Woche Fans einer anderen Fussballmannschaft auf, dass die Spieler viel zu viel verdienen und überhaupt keine Leistung bringen. Bevorzugt dann, wenn die eigene Mannschaft verloren hat.
Womit kann aber der durchschnittliche Profifussballspieler pro Jahr an Gehalt und Prämien rechnen? Um das auszurechnen nehmen wir den DFL Report 2017. In ihm stehen die Gesamteinnahmen und Ausgaben aller Teams der 1. und 2. Bundesliga.
In dem Report kann man nachlesen, dass die Gesamtkosten für den Personalaufwand Spielbetrieb aller 18 Bundesligavereine für 2015/16 1.058.837 TEUR betrugen. Dieser Punkt beinhaltet alle wiederkehrenden Zahlungen (Gehälter, Boni und Prämien) an die direkt am Spielbetrieb beteiligten Personen (Spieler und Trainer).
Jetzt schauen wir uns an, auf wie viele Spieler und Trainer sich diese Summe verteilt.
Durchschnittlich besteht der Kader einer Mannschaft also aus 28 Spielern und 5 Trainern.
Natürlich verdienen Spieler eine Spitzenmannschaft deutlich mehr als die eines Aufsteigers. In der Auflistung trägt der DFL Report dem dergestalt Rechnung, dass die Kosten für den Personalaufwand der Vereine in drei Bereiche aufgeteilt werden. Der drei Bereiche beinhalten die Ausgaben der Vereine welche die Saison auf den Plätzen 1-6, 7-12 und 13-18 abgeschlossen haben. Diese sind
Platz 1-6 93.867 TEUR
Platz 7-12 45.843 TEUR
Platz 13-18 36.763 TEUR
Geht man von 33 Stellen pro Mannschaft aus ergibt sich pro Person somit ein Jahresgehalt inklusive Prämien (abzgl. pauschal 10% Lohnnebenkosten, etc. schon eingerechnet) von
Für die Plätze 1-6: 2.559 TEUR
Für die Plätze 7-12: 1.250 TEUR
Für die Plätze 13-18: 1.002 TEUR
Natürlich sind das nur sehr ungefähre Zahlen und wenigstens die Spieler von Bayern München und Borussia Dortmund ziehen den Schnitt wahrscheinlich sehr nach oben und die Spieler der Aufsteiger sehr nach unten, aber wir gehen trotzdem davon aus, dass die Spieler das bekommen und dafür natürlich auch noch Steuern zahlen.
Aber egal, der durchschnittliche Profifussballspieler der Bundesliga verdient etwas zwischen 1 bis 2,5 Millionen Euro pro Jahr an Gehalt und Prämien. Zuzüglich von Werbeeinnahmen natürlich, aber die stehen auf einem anderen Blatt Papier und sind für die weitere Betrachtung erst einmal nicht weiter wichtig.
Um zu schauen, ob ein Spieler dieses Geld wirklich wert ist, das er bekommt sollte man schauen, was er dafür macht. Prinzipiell sollte er mindestens folgendes machen:
Gleichzeitig muss dem Spieler und dem Verein klar sein, dass der Spieler
Welche Gegenleistung bekommt dafür der Verein, dass er seinen Spielern derartig viel Geld zahlt.
Ich denke es ist klar, dass die Höhe der Einnahmen auf Dauer von den Leistungen der Spieler abhängt. Hat man schlechtere Spieler die weniger verlangen ist die Chance auf einen guten Tabellenplatz deutlich geringer, als bei vielen Starspielern, die natürlich ein sehr hohes Gehalt bekommen. Dadurch hat man aber auch kaum Chancen auf die Teilnahme an internationalen Wettbewerben und den damit verbundenen zusätzlichen Einnahmen durch TV, Prämien, Werbung und Zuschauern. Im Extremfall droht sogar der Abstieg und dadurch noch geringere Einnahmen und extrem stark schwindendes sportliches Prestige, dass sich nicht zuletzt bei den Sponsoren bemerkbar macht.
Im DFL Report 2017 wird der Anteil des Personalaufwands im Verhältnis zu den Einnahmen für das Jahr 2015/2016 mit 32,6% angegeben und stellte einen historischen Tiefstwert dar. Der Anteil im Jahr 2014/2015 betrug dagegen noch 38%. Rechnet man übrigens noch die Personalkosten für Handel und Verwaltung hinzu kommt man auf einen Anteil von 39% für das Jahr 2015/2016.
Interessant ist übrigens, dass die Personalkostenquote für die Erstligaclubs in Europa von der UEFA mit 65% angegeben wird. Die Bundesligavereine geben also prozentual sehr viel weniger von ihren Einnahmen für die Gehälter der Spieler aus, als die Vereine in Resteuropa. Wobei das allerdings wahrscheinlich eher an den guten hiesigen Verhältnissen, den hohen Fernseheinnahmen, den solventen Sponsoren und der großen Fanbasis liegt, die viel Geld an ihre Vereine zahlt.
Fussballvereine produzieren in dem Sinne keine Waren die sie verkaufen könnten. Das einzige was sie produzieren ist sportlicher Erfolg und diesen verdanken sie lediglich ihrem spielenden Personal und den Trainern. Die Frage ist nun: Wenn ein Verein mit Hilfe seiner Spieler Unsummen einnehmen kann, inwieweit sollen die Spieler daran beteiligt werden? Wenn ein Verein durch die Leistungen eines Spielers pro Jahr 2 Millionen Euro mehr einnimmt, wäre es dann fair ihn daran nicht zu beteiligen? Vor allem, wenn er über Fähigkeiten verfügt die kein anderer hat, so dass durch einen anderen Spieler diese Einnahmen nicht gemacht worden wären?
Ich denke, dass solange Fussballvereine dermaßen große Summen einnehmen sind auch die Gehälter der Profispieler gerechtfertigt. Denn nur sie sorgen dafür, dass diese Einnahmen überhaupt gemacht wurden. Problematisch wird das allerdings, wenn Vereine sich teure Spieler holen und diese nicht den erhofften Erfolg bringen. Im Extremfall überschuldet sich der Verein und wird auf längere Zeit von der Bildfläche verschwinden.
Auf einem ganz anderen Blatt steht allerdings, dass ich die Summen an sich trotzdem für viel zu hoch halte. Niemand kann für irgendwas so eine Leistung bringen, dass Gehälter in fast 2-stelliger Millionenhöhe gerechtfertigt sind. Solange allerdings die Einnahmen der Vereine durch Fernsehen und Fans dermaßen sprudeln und die Fans weiterhin bereit sind monatlich für Pay-TV, Eintritt, Merchandising und Produkte der Sponsoren viel Geld zu bezahlen wird sich daran nichts ändern.
Wie pervers sich die Spielergehälter übrigens schon im Jugendfussball entwickeln zeigt das gestrige Interview mit Christian Streich, dem Trainer des SC Freiburg, das gestern bei Spiegel Online erschien.
Aber auch auf Nichtprofiebene werden talentierte junge Spieler gerne mit Aufwandsentschädigungen oder versprochenen Ausbildungsstellen geködert, wenn diese nur für den eigenen Verein spielen. Was man davon hält sei jedem selbst überlassen.
DFL Report 2017
Interview mit Christian Streich bei Spiegel Online
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