Buchblogger brauchen Ethik

Im letzten Jahr wurde immer wieder darüber diskutiert, dass Buchblogger sich professionalisieren sollen. Dazu zählen unter anderem solche Sachen wie Aufbau von Reichweite, die Pflege der Social Media Kanäle, das regelmäßige und sinnvolle Bloggen ohne größere Pausen, die korrekte Rechtschreibung, das Befolgen von Prinzipien der Suchmaschinenoptimierung, ein rechtsicheres Impressum und die Erstellung eines Media Kits um Partner aus der Wirtschaft besser auf sich aufmerksam zu machen.

Was meiner Meinung dabei nahezu komplett vergessen wurde ist das Befolgen einer gewissen Ethik beim Bloggen über Bücher, ähnlich dem bekannten Pressekodex für Journalisten. Zur Erinnerung: Ethik sind alle sittlichen Normen, auf denen verantwortungsvolles Handeln fußt. Buchblogger sollten sich beim Schreiben vor allem an 2 Prinzipien orientieren: Ehrlichkeit und Transparenz. Über diese Punkte wurde in der Blogosphäre schon öfter diskutiert, aber was heißt das im speziellen für Buchblogger?

Transparenz

Transparenz beinhaltet für mich vor allem dem Leser deutlich zu kommunizieren woher die Bücher kommen über die man schreibt. Hat man sie sich selbst gekauft? Hat man sie von Freunden geschenkt bekommen? Ist es ein angefordertes Rezensionsexemplar vom Verlag? Und so weiter.

Manche scheuen so eine Kennzeichnung, denn sie sind der Meinung, dass sie auf diese Art nicht mehr als unabhängig wahrgenommen würden, wenn sie offenlegen Rezensionsexemplare von Verlagen zu bekommen. Ich finde hier ist genau das Gegenteil der Fall. Je deutlicher ihr macht woher die Bücher kommen über die ihr schreibt, desto mehr Vertrauen bringen Euch die Leser entgegen.

Dasselbe gilt auch für Kooperationen die ihr eingangen seid. Es ist nicht schlimm mit einem Verlag zusammenzuarbeiten, aber man sollte die Leser darüber informieren.

Ein Extrembeispiel ist übrigens die Nichtkennzeichnung von bezahlten Inhalten. Also alle Postings für die Ihr nicht nur das Produkt, sondern auch Geld bekommt. Wird das nicht gesondert gekennzeichnet bewegt ihr euch im Bereich der Schleichwerbung und das kann richtig teuer werden.

Zur Transparenz gehört natürlich auch die Angabe von fremden Inhalten. Dies betrifft vor allem Fotos die ihr von anderen Seiten kopiert. Manche Seiten verlangen explizit eine Quellenangabe, wenn ihr ein Bild von ihnen benutzt. Andere verbieten es und wieder anderen ist es egal.

Ehrlichkeit

Kein Blogger würde es öffentlich zugeben, wenn bei einem Produkttest negative Sachen unter den Tisch fallen, um es besser erscheinen zu lassen oder um es uneingeschränkt weiterzuempfehlen. Trotzdem kommt es sehr häufig vor.

Die Gründe so etwas zu machen sind vielfältig:

  • man wurde für den Artikel bezahlt, um dafür Werbung zu machen
  • man hat die Befürchtung vom Hersteller keine Probeexemplare mehr zu bekommen, wenn man negativ über sie berichtet
  • man fühlt sich verpflichtet positiv zu berichten, weil man zu einem Event eingeladen wurde oder etwas zur Verfügung gestellt bekam
  • man will, dass die Leute über Affiliatelinks das Zeug kaufen, um daran mitzuverdienen
  • Freundschaftsdienste

Die Folgen können verheerend sein. Haben die Leser des Blogs einmal mitbekommen, dass sie bewusst belogen werden, kommen sie nicht mehr wieder und/oder posten über die schlechten Erfahrungen. Das kann dann dazu führen, dass niemand mehr euren Blog liest und eventuelle (Werbe-)Einnahmen komplett einbrechen. Selbst wenn ihr nichts mit dem Blog verdienen wollt, so möchtet ihr doch wohl vor allem eines: gelesen werden.

Wenn ein Buch Mist ist, dann nennt es also auch Mist. Bei so einigen Rezensionen die ich in der Vergangenheit las habe ich mich am Ende gefragt, wie es doch noch zu drei oder vier (von fünf) Sternen gereicht hat, wenn im Text fast nur negatives angesprochen wurde. Natürlich sind Geschmäcker bei Bewertungen verschieden, aber in einigen (Blog-)Branchen sind diese Jubelbewertungen gefühlt schon lange gang und gäbe und es wäre zu schade, wenn die aufstrebende Buchbloggemeinschaft davon komplett durchdrungen würde.

Und noch eines: Verlinkt euch

Seid ihr über einen anderen Blog auf euer Thema gekommen? Habt ihr bei euren Recherchen den perfekten Text gefunden der euch weitergeholfen hat? Dann verlinkt auf ihn. Gerade bei deutschen Blogs hat man manchmal das Gefühl, dass Links auf andere Webseiten Gift seien (was aus SEO-Sicht auch in gewissem Maße richtig ist) und auf keinen Fall gesetzt werden dürfen. Jedoch bieten sie euren Lesern einen deutlichen Mehrwert und zeigen, dass ihr euch mit dem jeweiligen Thema weiter auseinandergesetzt habt. Unterstreicht auf diese Weise eure Kompetenz und zeigt, dass ihr eure Argumente im Text belegen könnt.

Eure Meinung

Wie haltet ihr es beim Schreiben eurer Blogbeiträge? Habt ihr eure eigene Ethik? Weicht sie komplett von dem hier ab? Ist es euch egal was andere von euch denken oder geht ihr noch den einen oder anderen Schritt weiter? Schreibt in den Kommentare von euren Erfahrungen oder schickt mir eine Nachricht über Twitter et al. Ich bin gespannt.

Mehr zum Thema

Wikipedia: Ethik
Wikipedia: Pressekodex
Wikipedia: Schleichwerbung
stehlblüten.de: Professionalisierung von Blogs
Blogger verlinken nicht

Holger

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